Wachsende Konserve_DE

Collaboration with landscape architect Karoline Liedtke

Winner of the 2012 Schinkel Award

Potsdam wird von seinen Gärten und Parks zusammen gehalten, komplettiert und inszeniert. Seine Gärten sind Ausdruck großartiger Visionen und bereichern unsere tägliche Erfahrungswelt um existentielle Dimensionen. Sie sind Sinnbild für Fortbestand und gleichzeitig für eine beständigen Wandel.
In einem Garten werden zeitlich-dynamische Aspekte wie Wachstum, Entwicklung und Zerstörung sichtbar. Diese Prozesse sind meist von langer Dauer und nur über längere Zeiträume erfahrbar. Ein Garten ist ein Ort der Langsamkeit und dabei des beständigen Wandels.
Wer einen Garten anlegt, ja allein nur einen Baum pflanzt, entwirft in seinem Kopf ein Bild, welches in einem Zeitraum von 50-100 Jahren entsteht. Er macht sein Geschenk an die kommende Generation. Sie erleben ihn, wie vom Schöpfer erdacht.
Der Idealzustand des Gartens ist aber auch ein fragiler und immer im Übergang in die folgenden Zustände des Absterbens und der Erneuerung. Ein statischer Zustand der Vollendung ist nicht erreichbar.
Gärten sind Orte von Zitaten und Erinnerungen. Kleinstarchitekturen reflektieren die Gesinnung des Besitzers oder deuten auf die Endlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens hin. Sie sind Orte des Rückzugs, des Nachdenkens, des Ausblicks.

Ein solches Geschenk möchten wir der Stadt Potsdam und ihren kommenden Generationen machen – ein Bild entwerfen, welches über einen Zeitraum von 100 Jahren seine volle Kraft entfaltet und dabei schon im Zerfall begriffen ist – einen Ort des Rückzugs und des Nachdenkens schaffen – die Unmöglichkeit der Statik und die Unumgänglichkeit des Wandels und der Vergänglichkeit aufzeigen: Drei Bäume pflanzen in einem Folly. Die Kraft der Bäume nutzen. Sie wachsen, bringen den Folly langsam zum zerbersten. Ein sich über einen langen Zeitraum wandelndes Bild von Wachstum, Vollendung und gleichzeitig Vergänglichkeit kreieren. Ein dem Alltäglichem entrückter Ort.

Als formaler Ausdruck des Follies wird ein Würfel als abstrakteste und minimalste Version eines Bauwerks gewählt. Der Würfel wird eingeschnitten und ausgehöhlt, erhält so ein Inneres und Äußeres. Das Äußere ist durch glatte, gerade Wände charakterisiert. Die Wände im Inneren sind schräg und abgetreppt und ihre Oberflächen rauh und strukturiert. Das Innere ist betretbar. Man kann sich setzten, hinausblicken, in die Krone der Bäume schauen. Das Innere umschließt die Bäume ganz eng. Ihr Wachsen, ihre Kraft bringen über Jahre hinweg die Wände zum reißen. Die Risse bilden ein neues Muster auf der Oberfläche des Tempels. Die Risse werden zu größeren Fugen. Teile und Stücke fallen aus der Fassade, die Kubatur des Würfels verändert sich, die Wurzeln und Stämme der Bäume wachsen aus dem Inneren heraus, werden Teil des Außen.

Die Prozesse des Reißens und Brechens werden über Material und Konstruktion des Follies gesteuert. Er ist aus armiertem Beton gebaut. Die Armierung wird an bestimmen Stellen – entlang der Linien der Baumlöcher – ausgelassen. Bewusst gesetzte Schwachstellen entstehen an denen der Beton über den Druck der wachsenden Stämme und Wurzeln zu brechen beginnt.

Als Baum wird die Eiche gewählt. Sie ist ein langlebiger, sehr großer Baum mit massiven Stamm und ausladenden Ästen und einem malerischem Erscheinungsbild. Sie steht damit in einem spannungsreichen Kontrast zur Schlichtheit des Bauwerks.

Die Bäume zeigen Kraft, Wachstum und gleichzeitig Vergänglichkeit und Zerfall. Der Folly wird zum Sinnbild der Kreation.

Location
Potsdam Germany
Year
2012
Status
Competition 1st Prize
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