junggesellenschrank by hand
Text: Nina Wiedemeyer, Kuratorin Ausstellung Original Bauhaus, Berlinische Galerie 2019
Sigurd Larsen, Junggesellenschrank by hand, verstärktes Beton, Gummi, Sperrholz, Messing, Stahl, im Auftrag von original bauhaus 2019.
Das Objekt wurde vom in Berlin ansässigen Dänischen Architekten Sigurd Larsen entworfen, um mit den Händen erfahren zu werden.
Bei der Entwicklung eines Tastmodells zum so genannten Junggesellenschrank von Josef Pohl, einem Bauhaus-Original, traf der experimentelle Ansatz des Architekten Sigurd Larsen bei den Projektberater*innen vom Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin nicht nur auf Befürworter*innen und wir haben rege diskutiert. Wie sehr sollen und können sich Tastobjekte vom Original unterscheiden? Ist ein Duplikat inklusiver als eine nur entfernt verwandte Neuinterpretation? Sigurd Larsen fragt: Wie nachhaltig sind minimalistische Dinge und wieviel Komplexität steckt im Einfachen? Manche Lösungen, die auf den ersten Blick so simpel und praktisch scheinen, sind sie es wirklich? Als Architekt interessiert sich Larsen für die Skalierungen von Objekten und gestalteter Umwelt. In städtebaulichen Entwürfen aus der Zeit des Originals erkennt Larsen ähnliche Gestaltungsprinzipien: Modulare Elemente wiederholen sich in unterschiedlichen Maßstäben. Der Schrank ist unterteilt in Fächer. Wie in einer russischen Puppe steckt Larsen etwa eine Schublade in der nächsten. Aus einem Gebrauchsgegenstand wird ein Exponat zum Begreifen – Wäsche eines Junggesellen ließe sich nicht in den Junggeselleschrank by hand einsortieren. Larsen entwirft Dinge, die ihre Benutzungsgeschichte nicht verstecken, denn Betonoberflächen speichern Gebrauchsspuren. So war eine weitere Frage für das Projekt wichtig: Wenn Besucher*innen ihre Spuren auf einem Exponat zum Tasten hinterlassen: Gibt es Material, das im Gebrauch schöner wird? Können Dinge gut altern? Nach der Finissage von original bauhaus werden wir mehr darüber wissen.
Dimensionen:
Höhe: 159cm
Breite: 116 cm
Tiefe: 102 cm
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Fotos: Philipp Posth, Sigurd Larsen Architekten GmbH